Inspiration aus der Natur Sabrina Lieb Inspiration aus der Natur Sabrina Lieb

Der dritte Weg

Wenn man nicht wirklich weiß, welchen von beiden Wegen man wählen soll, macht es hin und wieder Sinn, sich mit Phantasie einen dritten Weg zu erschaffen, der aus den Zweifeln des eigenen Verstandes führen kann. Wenn ich dann genügend Geduld, Mut und Hoffnung aufbringe, wird mir das Leben vielleicht einen Wegweiser schicken. Ein unverhofftes Ereignis, das den Nebel auflöst. Einen nächtlichen Traum, der mir die Augen öffnet. Oder einen Menschen, der meine wichtigsten Fragen ohne Worte beantwortet.

Geduldige, ausdauernde Zuversicht ist eine Kraft, die oft Unmögliches möglich macht. Die Fragezeichen auszuhalten statt rastlos nach Antworten zu suchen - eine erstrebenswerte Königsdisziplin. Dem Leben Raum gewähren und geschehen lassen scheint oft produktiver, als der Zwang in eine bestimmte Richtung.

Doch all dies hat auch seine Grenzen. Manches Mögliche will nicht Wirklichkeit werden. So manches Problem hat beileibe keine Lösung. Hier mag ein gutes Maß an Dranbleiben, Ruhen lassen und Weitergehen der entspannteste Weg sein, wenn man nicht all seine Energiereserven leeren möchte. Wenn nicht heute, dann vielleicht morgen. Wenn nicht dieses, dann vielleicht jenes. Wenn nicht hier, dann vielleicht dort.

Inspiration: Hans Kruppka
Naturwunder: Das Meer vor Omø (DK)

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Gedanken in Tusche Sabrina Lieb Gedanken in Tusche Sabrina Lieb

Story isn’t over

Wenn ein Inhalt – eine Substanz, eine Materie, ein Gedanke, eine Beziehung oder eine Vorstellung - an seine Grenzen stößt, braucht es einen neuen Raum. Einen alten Raum zu verlassen fühlt sich dabei oft wie ein Sterben an. Zumindest war es das immer für mich. Ein gewohntes Setting zu verlassen ist der Abschied vom Vertrauten und der Sprung ins Unkalkulierbare. Mit jedem neuen Raum, den wir betreten, formt sich dabei auch unser zukünftiger Inhalt. Doch nicht immer ist der Inhalt des Neuen gleich ersichtlich. Den leeren Raum auszuhalten in dem Vertrauen, dass es sich zur richtigen Zeit mit den richtigen Inhalten füllt, ist wie ein Vakuum der Einsamkeit. Goethe nannte diesen Zustand das schwarze Loch.

Wie kann man sich nun im Zustand von Übergängen gut austarieren? Mir hilft dabei immer der Gedanke, dass es manchmal im Leben Situationen gibt, in denen wir lernen müssen, die Fragezeichen auszuhalten. Dass Leben trotz allem ein Haus voller Möglichkeiten ist, bei dem sich unser Geist jede Minute neu erschaffen und selbst erspüren kann. Nicht nur neues Denken, auch neues Fühlen gebärt Zukunft. Und dass ein Raum, der sich schließt, manchmal nicht das Ende vom Alten ist, sondern das Vorzimmer zum Eigentlichen.

“Story isn’t over” (2021)

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Beziehungen Sabrina Lieb Beziehungen Sabrina Lieb

Im Dialog

Ich mag die Vorstellung, dass zwei Menschen eine Beziehung als gemeinsames Wachstumsfeld begreifen. Wir haben alle Wunden. Das Dilemma von Verwundung und Verletzlichkeit zu fühlen, da hat keiner Lust darauf. Und dennoch glaube ich, dass der Weg zu einem ruhigen Herzen, das in liebender Verbindung ankommen möchte, nicht die Verdrängung oder die Flucht nach vorn bedeuten kann. Sondern das gemeinsame Dranbleiben. Mit Verständnis, Geduld und gesunder Grenzziehung. Manchmal braucht es dazu Nähe, manchmal Distanz. Jedoch immer einen Dialog zwischen dem Du und dem Ich.

“Interconnected” (2021)

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